2012/03/19

Routine

''Scheiße.'' fluche ich leise und reibe meine eingefrorenen Hände aneinander als ich mich in die noch vollkommen leere Mensa schiebe. ''Hast du gemerkt wie kalt es ist?'' frage ich J. mit gerunzelter Stirn.
Sie nickt.
Zusammen gehen wir an den kleinen Kioskstand an dem ein Mann und eine Frau, belegte Brötchen, Laugenstangen, Eistee, und andere Pausensnacks verkaufen. Die Beiden haben zusammen einen kleinen Sohn der immer fröhlich mit den Kindern spielt wenn diese sich in den Pausen hier vor der Kälte verstecken.
Wir lächeln den Beiden zu und J. kauft sich zwei Brötchen. Eins mit Putenbrust und eins mit Salami.
''Du Fleischesserin.'' raune ich ihr, wie jedes Mal, zu.
Während die blonde Frau die Brötchen knisternd in eine Tüte verpackt, schweifen meine Gedanken ab.
Hinter der Fensterscheibe gehen die letzten Schüler zum Hauptgebäude, in der Mensa riecht es nach Pommes, alles so wie immer. Auf einmal hat diese ganze Routine etwas seltsam tröstliches an sich. Ich weiß was passiert. Jeden Tag wenn ich in die Schule komme, weiß ich was geschehen wird. Wie ein gut einstudiertes Theaterstück.  Ich setzte mich morgens in den Bus. Den vierersitz vorne. Mir gegenüber- meine Freundin S., neben ihr P. das Arschloch, neben mir M.- das andere Arschloch. Hinter mir Jacks und D. Wir fahren schweigend, steigen am Bahnhof aus, jeder steigt aus, wir warten, begrüßen uns, gehen plänkernd zur Schule. Wir gehen über den Schulhof, vorbei an der Mensa, gucken auf den Vertretungsplan ob was ausfällt, setzten uns ins Forum. Warten auf die anderen. Wir lächeln, wir nicken, wir begrüßen uns mit Umarmungen, Nicken, einem kleinen Küsschen, einem Lächeln. Manchmal treffe ich mich auch mit J. bei der Mensa, soe wie heute. Ich wärme J. die Hände, wir gehen zur Klasse, warten bis aufgeschlossen wird und dann ertragen wir den Unterricht. Mal mehr, mal weniger schweigsam. In der Pause verteilt sich alles an die gewohnten Plätze. Raucherecke, Bänke vor der Mensa, Tischkicker, Mensa, Forum, Betonplatten. Ich gehe mit irgendwem in die Mensa, lasse mich schubsen, warte. Lächle vielleicht dem ein oder anderen zu. Lächle vielleicht sogar den Kioskverkäufern zu. Ertrage den restlichen Tag. Lache zu laut, rede zu viel. Schweige. Nicke. Lächle.
Ich weiß wie es läuft. Das ist für einen Menschen der Angst vor Veränderung hat sehr gut. Für einen Menschen der den Alltag hasst schlecht. Ich bin Beides. Aber in diesem Moment ist die Routine, das einzige das mich hält.

1 Kommentar:

  1. Du bist ja selbst so süß(:
    Freut mich sehr, das mein Kommentare dir wenigstens 'nen ganz kleines bisschen geholfen hat. Oder so ähnlich. Bitte, bitte, kein Problem.

    Ach was sind schon gute Menschen?
    Ich bin glaub ich gar kein so guter Mensch eher 'nen schlechter. Aber ich danke dir auch, für deinen Kommentare , dafür das du das Gedicht gelesen hast (freut mich sehr, dass es dir gefällt..) und für deine Texte, ich lese sie wirklich gerne.

    Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest & gehst, dass du dich & das Leben liebst, denn ich bin mir sicher das beide es wert sind!
    (Und ich meine dass hier alles Ernst, auch wenn es vielleicht bescheuert klingt.)

    Lass dich nicht unterkriegen! Du bist nie so allein wie du dich fühlst & das Leben ist nicht so schrecklich wie du vielleicht manchmal denkst. Alles Liebe!

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